Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama baut seinen Vorsprung in Umfragen weiter aus.
Im Durchschnitt der wichtigsten nationalen Umfragen liegt Obama nach einer Analyse des Nachrichtensenders CNN mit 51 Prozent erstmals neun Prozentpunkte vor seinem republikanischen Konkurrenten John McCain (42 Prozent). Sieben Prozent seien noch unentschlossen, berichtete CNN am Dienstag (Ortszeit).

Obwohl in den verbleibenden zwei Wochen noch «alles Mögliche» passieren könne, sei es schwierig, «nicht zu der Folgerung zu gelangen, dass McCain mit dem Rücken zur Wand steht», meinte der CNN-Analyst Alan Silverleib. McCain betonte dagegen laut «New York Times» auf einer Wahlkampfveranstaltung in Bensalem (Pennsylvania): «Unsere eigenen Umfragen sagen ein ganz enges Rennen voraus.»

Den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts PEW zufolge führt Obama sogar schon mit 14 Prozentpunkten. Der Demokrat kommt demnach auf 52, McCain auf 38 Prozent. Viele Wähler zweifelten an McCain wegen seines Alters von 72 Jahren, seines Urteilsvermögens und seines Wahlkampfstils, teilte das Institut am Dienstag in Washington mit.

Obama stellte unterdessen ein Förderprogramm für die schwächelnde US-Wirtschaft vor. Er kündigte unter anderem Steuererleichterungen für Unternehmen an, die Arbeitskräfte neu einstellen. Der Senator wollte am Donnerstag nur auf einer Wahlkampfveranstaltung auftreten. Wegen der Erkrankung seiner Großmutter will Obama nach Hawaii reisen und seinen Wahlkampf bis Samstag unterbrechen.

«Die Umfragen haben für Obama ein komfortables Niveau erreicht», sagte der Meinungsforscher Peter Hart dem «Wall Street Journal». Nach einer Umfrage dieser Zeitung sowie des Fernsehsenders NBC liegt Obama in der Wählergunst mit 10 Punkten vorn. In den vergangenen zwei Wochen habe er mit 52 Prozent seinen Vorsprung um vier Punkte ausbauen können. McCain kommt laut dieser Umfrage auf 42 Prozent.

Einen Vorsprung von durchschnittlich sieben Punkten hat Obama nach aktuellen Berechnungen der Website RealClearPolitics. Er käme demnach auf 50, McCain auf 43 Prozent. RealClearPolitics fasst für diese Berechnung die Umfragewerte der zwölf führenden US-Forschungsinstitute zusammen.

Führende Vertreter der US-Neokonservativen haben unterdessen massive Fehler im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg eingeräumt. «Wir kannten den Feind nicht», sagte der frühere Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz der Wochenzeitung «Die Zeit».

«Wir hatten keine Ahnung von dem Binnenkrieg, den das Regime anzetteln würde», so Wolfowitz. Richard Perle, ein anderer führender Vertreter der Neokonservativen, sagte: «Ich hätte nie geglaubt, dass wir das so böse verpatzen würden.» Als Berater von US-Präsident George W. Bush hatten sie den Angriff auf den Irak 2003 maßgeblich unterstützt. Perle war früher Direktor des Defense Policy Board (Beratungskomitee des Ausschusses für Verteidigungspolitik).

Wolfowitz wies eine Verantwortung für den Krieg von sich. Er sei «nicht der Drahtzieher» gewesen. «Die Entscheidungen hat Rummy (Verteidigungsminister Donald Rumsfeld) getroffen. Wir hatten keinen wirklichen Einfluss, obwohl ich mir den sehr gewünscht hätte. Ratschläge wurden gern ignoriert. Auch der hohe Pentagon-Beamte Douglas Feith sieht den Krieg nach fünf Jahren Dauer kritisch. «Wir haben einen schrecklichen Preis bezahlt, aber nicht wegen des Krieges als solchem, sondern weil er so schlecht gelaufen ist. Und heute glauben weder Nordkorea noch Iran, dass unsere Diplomatie von glaubwürdigen Drohungen flankiert wird.