Nikolas Ledgerwood zeigte in Osnabrück Torjägerqualitäten, was selbst seinen Trainer Marco Kurz überraschte.

„Die Auswärtspunkte werden erst mit einem Heimerfolg vergoldet", sagt Löwen-Cheftrainer Marco Kurz vor dem Heimspiel am Mittwoch, 29. Oktober 2008, 17:30 Uhr in der Allianz Arena, gegen die TuS Koblenz. Nach vier Spielen ohne Niederlage und drei Siegen in Folge soll die Serie auch gegen die Rheinländer fortgesetzt werden.

Diese zeigten sich von der 0:9-Schlappe bei Hansa Rostock am vergangenen Sonntag erholt, schafften zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg immerhin ein 1:1, obwohl sie bereits ab der 3. Minute einem Rückstand hinterherrennen mussten. „Wir dürfen uns nicht von dem Ausrutscher in Rostock blenden lassen", warnt deshalb Kurz vor den Koblenzern. „Es ist eine sehr kompakte und ausgebuffte Mannschaft." Das zeigt auch der Blick auf die bisherigen Spiele. Von den 16 Gegentoren kassierte das Team von Trainer Uwe Rapolder 13 in zwei Spielen (!). In den restlichen sieben Partien musste Torhüter David Yelldell also gerade dreimal hinter sich greifen.

Trainerfuchs Rapolder bescheinigt dem Löwen-Coach einen guten Job. „Es ist schön, wenn man so etwas von einem erfolgreichen Trainer hört", so Kurz. „Aber ich kann es vor so einem Spiel richtig einschätzen." In die gleiche Rubrik ordnet der 39-Jährige auch das Jammern der Koblenzer wegen der dünnen Personaldecke ein. Obwohl gleich elf Spieler ausfallen, finden neben der Startelf die verbleibenden Akteure gar nicht alle Platz auf der Auswechselbank. „Uns fehlen auch wichtige Spieler", so der Kommentar von Kurz, der keinesfalls den Gegner unterschätzt. „Wir sind gewarnt, schließlich hat Koblenz mit Personalproblemen 5:0 gegen Kaiserslautern gewonnen."

Für Kurz hat die positive Serie der Löwen nichts mit Glück zu tun, sondern ist Produkt harter Arbeit. „Außerdem machen wir nicht mehr die elementaren Fehler wie zu Beginn der Saison. Mit jedem Erfolg wächst das Selbstvertrauen." Der Schwabe wird auch weiterhin darauf achten, dass die Mannschaft die Konzentration hochhält „Wir haben eine Tendenz, aber noch nichts erreicht. Jede Art von Überheblichkeit wird vom Gegner sofort ausgenutzt. Nur, wenn wir diszipliniert spielen und die Positionen halten, können wir auch gegen Koblenz erfolgreich sein."

Fraglich ist am Mittwoch der Einsatz von Benjamin Schwarz, der kurzfristig bereits in Osnabrück wegen Adduktorenproblemen passen musste (Kurz: „Es gibt noch eine Restchance!"), sowie von Mate Ghvinianidze. „Wir werden ihn im Training nochmals belasten, um zu sehen, ob es geht." Sollten Beide ausfallen, weiß der Trainer, dass er sich auf die Spieler, die in die Bresche springen, verlassen kann.

Bestes Beispiel ist Nikolas Ledgerwood. Der Kandier kam erst durch die Verletzung von Lars Bender ins Team, löste seine Aufgaben auf der linken Mittelfeldseite mit Bravour und schoss in Osnabrück sein erstes Profitor für die Löwen. „Ich wusste gar nicht, dass er auch Tore schießen kann", frotzelte Kurz, der ihm eine vorbildliche Einstellung attestiert. „Ich bin froh, dass Nikolas wieder dort ist, wo er schon einmal war. Er ist ein wichtiger, hungriger Spieler, der viele Positionen spielen kann."

Ledgerwood bedankte sich für das Lob seines Trainers, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er sich mit der Reservistenrolle nicht zufrieden geben will, selbst wenn Lars Bender, Danny Schwarz und Daniel Bierofka zurückkehren. „Ich werde dem Trainer das Leben schwer machen, ihm im Spiel und im Training immer wieder zeigen, dass ich in die Mannschaft gehöre." Über solche Kampfansagen freut sich Kurz, zeigen sie ihm doch, dass ein gesunder Konkurrenzkampf im Team herrscht.

Der 24-jährige kanadische A-Nationalspieler weiß nur zu gut, dass Fußball Tagesgeschäft ist. „Ich war oft verletzt. Jetzt habe ich wieder einen Rhythmus. Für mich ist es gut gelaufen, ich will die Chance, die sich mir durch die Verletzungen anderer Spieler geboten hat, nutzen." Wobei er seine Konkurrenten indirekt lobt. „Der Konkurrenzkampf ist immens hoch. Mein Vorteil ist vielleicht, dass ich viele Positionen besetzen kann."

Durch den schlechten Start und die vielen Verletzungen, erzählt Ledgerwood, der seit 2003 bei den Löwen ist, sei die Mannschaft näher zusammengerückt. „Die, die reinkommen, wollen zeigen, dass sie genügend Qualität besitzen." Ihm persönlich habe geholfen, dass ihn Kanadas Chefcoach Dale Mitchell zuletzt zur Nationalmannschaft berufen hat, obwohl er kein Stammspieler bei den Löwen war. „Trotz der Reisestrapazen hat es mir eine besondere Motivation für den Klub gegeben, viel Selbstvertrauen für Training und Spiel." Da konnte es der Mittelfeldspieler auch verschmerzen, in den beiden WM-Qualifikationsspielen ohne Einsatz geblieben zu sein.

„Wir sind hungrig, den nächsten Schritt zu gehen", gibt Trainer Kurz vor dem Koblenz-Spiel die Stimmung innerhalb der Truppe wieder. 16.000 verkaufte Karten für das Spiel am Mittwochabend findet der Coach für Zweitligaverhältnisse eine ordentliche Zahl, zumal sein Team zu Hause nicht immer überzeugen konnte. „Wir wollen die Serie von vier ungeschlagenen Spielen fortsetzen und die Fans Schritt um Schritt zurückgewinnen. Das geht nur durch Leistung und Herz. Der Funke muss von der Mannschaft überspringen, dann können uns die Fans nach vorne tragen."

Mögliche Aufstellungen
1860: 12 Tschauner - 16 Thorandt, 19 Ghvinianidze, 5 Berhalter, 33 Johnson - 17 S. Bender, 6 Beda, 25 Ledgerwood - 18 Gebhart - 11 Lauth, 27 Schäffler.
Ersatz: 1 Hofmann (Tor) - 4 Hoffmann, 9 Di Salvo, 13 Jungwirth, 14 Holebas, 20 Burkhard, 24 Kucukovic, 26 Baumgartlinger, 28 Eberlein.
Fraglich: 23 B. Schwarz (Adduktorenprobleme).
Nicht dabei: 7 Bierofka (Bandscheiben-OP), 8 D. Schwarz (Knie-OP), 21 Schroth (Aufbautraining), 22 L. Bender (Syndesmosebandriss).

TuS: 1 Yelldell - 22 Cha, 24 Mavric, 18 Richter, 3 Wiblishauser - 6 Hartmann, 5 Bajic - 28 L. Bender, 10 Krontiris - 35 Taylor, 9 Kuqi.
Ersatz: 33 Weis (Tor) - 13 Lomic, 16 Begeorgi, 17 Parmak, 19 Djokaj, 20 Fernandez, 25 Ouedraogo, 27 Göderz, 30 Mader, 32 Schmidt, 36 M'Boma.
Nicht dabei: 4 Ziehl (Muskelfaserriss), 7 Gambino (Knie-OP), 8 Forkel (Reha), 11 Vata (Reha), 14 Pektürk (Trainingsrückstand), 15 D. Ndjeng (Schulter), 21 Sukalo (Oberschenkel), 23 Franz (Knochenriss), 26 Nessos (Patellasehne), 29 Daham (Schienbeinbruch), 31 Rickert (Lungenentzündung).

Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Dorum); Assistenten: Thomas Gorniak (Bremen), Lars Heitmann (Diepholz).