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 Archiv 2008/2009
60er-Michl ( gelöscht )
Beiträge:

30.10.2008 23:57
Gregg Berhalter: „Alles musst du dir erarbeiten!" Antworten



Gregg Berhalter weiß mit seinen 35 Jahren, worauf es im Profi-Fußball ankommt.

15 Jahre Muster-Profi, 300 Pflichtspiele und als Höhepunkt seiner Länderspiel-Karriere ein WM-Viertelfinale 2002 gegen Deutschland. Beim Stand von 0:1 erzielte Gregg Berhalter fast ein Tor, doch Torsten Frings wehrte den Ball auf der Linie mit der Hand ab. Der 35-Jährige ist trotzdem kein Nostalgiker – er arbeitet Fußball hier und jetzt. Und kennt die Erfolgsformel im Fußball.

Sorry, Gregg! Wenn einer 35 Jahre alt ist und im 15. Profijahr steht, fragt man schon einmal: wie geht´s denn so?
Gregg Berhalter: Es gibt kein Alter, das über die Leistung entscheidet, zumindest bis jetzt nicht. Es gibt nur schlechte und gute Spieler. Ich fühle mich gut und glaube, dass mein Alter kein sportliches Thema ist, sondern etwas Positives, aufgrund meiner Erfahrung. Ich weiß, wie das Profidasein geht und funktioniert. Nun muss ich einfach aufpassen, gesund leben und mich gut vorbereiten. Das ist wichtig.

Ist der Profi „Berhalter" heute ein anderer als vor fünf, zehn oder 15 Jahren?
Berhalter: Nein, ich war immer schon ein bisschen so. Ich habe immer schon hart gearbeitet und mich immer wieder gut vorbereitet. Vielleicht hat das etwas mit meinen Eltern zu tun. Sie haben mir gezeigt, dass es nichts gratis gibt. Man muss einfach für das, was man bekommt, arbeiten. Das ist einfach so.

Du warst immer so und das auch in allen Bereichen?
Berhalter: Ja genau. Ich habe immer schon etwas extra gemacht, hart gearbeitet und mich immer wieder gut vorbereitet.

Auffällig ist, dass Du bei fast jeder Trainingseinheit -
vorher oder danach - Extra­schichten schiebst. Bist Du noch trainingsverrückter als Michael Hofmann?
Berhalter: Kann sein, ich glaube Michael ist auch gut drauf!

Warum diese Extraschinderei?
Berhalter: Ich weiß, dass man nicht für alle Zeit Fußball spielen kann. Deshalb nutze ich jetzt diese Zeit und hole das Maximale aus mir heraus. Ich will immer scharf - sagt man das so? - bleiben und das geht nur mit Arbeit. Ich möchte nach dem Training oder dem Spiel nicht sagen, dass ich mehr Einsatz hätte geben können. Ich will immer was machen, so dass ich keine „regrets" habe und sagen kann: Ich habe alles gegeben!

Du hast vier Spielzeiten in Cottbus gespielt. Das ist ein Fußballvolk, das ähnlich wie bei den Löwen fordert: Kämpfen, kämpfen und einfach alles geben. Und dort hast Du unter Eduard Geyer trainiert.
Berhalter: Für mich war er ein guter Trainer, wegen der Einstellung und Arbeit. Bei ihm hattest du keine Chance, wenn du nicht gearbeitet hast. Er war ein sympathischer Mensch und ein guter Trainer. Er hat mich gelehrt: Nie aufgeben und immer weiter kämpfen. Also, für mich ein gutes Beispiel.

Deine Stationen: Sieben Klubs in vier Ländern. Was ist hängen geblieben?
Berhalter: Ich habe in den Niederlanden eine gute Basis erhalten. Es wird viel Wert auf technische Details und taktisches Spiel gelegt. Diese ersten Jahre als Profi waren für mich ganz wichtig und ich bin froh, dass ich dort begonnen habe. In England habe ich dann den „Kampf" im Spiel gelernt. In meinem ersten Jahr musste ich etwa dreimal genäht werden und hatte meinen Kiefer gebrochen. Da ist einfach alles passiert. Das war der Wahnsinn!

Aber Du warst und bist als Abwehr­spieler auch nicht zimperlich.
Berhalter: Ja, aber da herrscht ein anderes Niveau. Ich habe nie in der Premier League gespielt, sondern in der First Division. Da wird ein ganz hohes Tempo gespielt, lange Bälle und wenig Fußball. Die Stürmer sind kämpferisch sehr stark. Das war ein „Eye Opener" für mich. Ich wusste danach, wie es geht und funktioniert.

Vier Länder, viele Trainer ...
Berhalter: Ja, das stimmt. Ich habe von jedem Trainer etwas gelernt und versucht, immer kleine Dinge mitzunehmen und beizubehalten.

Planst Du bereits Deine Karriere nach dem Fußball? Du hattest mal erwähnt, dass du ein Fernstudium in Kommunikation machst.
Berhalter: Ja, das läuft noch. Du versuchst das zwar schon zu planen, aber man ist einfach mit anderen Dingen beschäftigt. Ich will mich jetzt primär auf Fußball konzentrieren, denn ich spiele jetzt Fußball und plane nur am Rand für die Zeit danach.

Alle sind sich einig, dass Gregg Berhalter irgendwann Trainer wird.
Berhalter: Das steht nicht fest, aber es könnte eine Möglichkeit sein.

Du hast den B-Schein absolviert, das ist schon mal ein Anfang. Also bleibst Du dran?
Berhalter: Ich glaube schon. Ich mache meinen A-Schein und werde dann weiter gucken.

Vielleicht sogar hier - ist Deutschland nach fast acht Jahren Deine Heimat geworden?
Berhalter: Ein bisschen schon. Aber USA bleibt immer meine wirkliche Heimat. Ich fühle mich hier wohl. Es ist ein super Land und München eine tolle Stadt. Die Leute sind nett und die Mentalität ist ähnlich wie meine.

Aber auch in Deutschland gibt es erhebliche Unterschiede. Du bist von Cottbus gekommen. Das ist nicht vergleichbar mit München.
Berhalter: Nein (lacht). Ich bin sogar von London nach Cottbus gezogen, das war schon eine große Umstellung. Aber in den vier Jahren hatte ich dort eine gute Zeit und habe viel gelernt. Auch das war letztlich eine gute Erfahrung für mich.

Du bist also ein Mensch, der sich in seiner Karriere unterschiedlichsten Gegebenheiten anpassen musste. Ordnest Du dich eher unter oder gibst Du eher den Ton an?
Berhalter: Das ist unterschiedlich. Normalerweise gebe ich eher den Ton mit an. Aber dabei versuche ich ruhig und sachlich zu bleiben. Das ist eben meine Art.

Du bist ein Spieler, der eine Mannschaft führen kann?
Berhalter: Ja, schon.

Als Spieler kennt man dich, da bist du hart. Würdest du als Trainer auch so sein wollen und immer harte Arbeit abfordern?
Berhalter: Das weiß ich nicht. Ich glaube, als Trainer musst du deinen eigenen Weg finden. Ich müsste dann sehen, wie das funktioniert. Das kann ich also noch nicht sagen, ob ich ein harter Typ sein werde oder nicht.

Der Anfang dieser Saison war auch insbesondere für Dich schwer. Es gab sogar Pfiffe gegen Dich. Aber Du spielst heute wieder sehr souverän.
Berhalter: Ja, ich weiß, das passiert im Fußball und ist ganz normal. Ich habe mich in der ganzen Vorbereitung gut gefühlt, ich war gut drauf. Dann kam dieses eine Spiel gegen Mainz. Danach habe ich mir gesagt, ich muss dieses Spiel, die Fehler verarbeiten. Ich war körperlich gut drauf, also musste es weiter gehen. Ich habe das Spiel einfach abgehakt.

Es gibt Pfiffe im Stadion, wenn Du auf Sicherheit spielst und den Ball zum Torwart schiebst. Kannst Du das nachvollziehen?
Berhalter: Wir haben tolle Fans. Und es ist ein großer Vorteil im Heimspiel, wenn die Zuschauer total hinter dem Team stehen. Das sorgt für großen Druck auf die gegnerische Mannschaft. Ich glaube, wenn man ausgepfiffen wird, weil man z.B. einen Rückpass spielt, dann macht das den Gegner nur noch stärker. Vielleicht machen die Fans das manchmal ein bisschen zu früh. Ich verstehe, dass sie offensiven Fußball sehen wollen oder bessere Leistung. Ich wünsche mir, dass die Fans unser Stadion immer zu einer heißen Kiste machen.

Vor ein paar Wochen bist Du vor die Presse getreten und hast voller Überzeugung gesagt: „Wir müssen hinten sicherer stehen und disziplinierter spielen. Das ist die Formel für den Erfolg." Ist erfolgreicher Fußball so banal?
Berhalter: Du musst dir deine Mannschaft und die jeweilige Situation natürlich genau anschauen. Ok, wenn du bei Real Madrid spielst, dann hätte ich vielleicht nicht gesagt, dass man hinten besser stehen muss. Ich glaube, die Zweite Liga ist einfach etwas Besonderes. Die eine Mannschaft gewinnt in der einen Woche gegen den Spitzenreiter 5:0 und die Woche darauf verliert das gleiche Team mit 0:9. In dieser Zweiten Liga kann einfach jeder jeden schlagen. Von daher musst du immer sehr, sehr konzentriert spielen. Es ist enorm wichtig, nicht viel zuzulassen. Denn dann hast du immer die Chance, im Spiel zu bleiben. Das Ziel heißt Erfolg zu haben und oben zu stehen, egal wie. Das ist meine Meinung. In den ersten drei Spielen haben wir jeweils 1:2 verloren, deshalb habe ich damals gesagt, dass es jetzt wichtig ist, hinten eng zu stehen und alles dicht zu machen. Nur so können wir unserer Mannschaft die Möglichkeit geben, Erfolg zu haben.

Ist die Situation nun bereinigt?
Berhalter: Nein, wir stehen immer noch nicht dort, wo wir stehen wollen. Ein Mittelfeldplatz reicht nicht, weil wir einen hohen Anspruch haben. Wir müssen da gegen Koblenz nachlegen.

Gegen Koblenz steht Dein 70. Pflichtspiel für den TSV 1860 an, Dein 300. Pflichtspiel als Profi. Wie viele Spiele wünschst Du Dir für diese Saison?
Berhalter: Alle, einfach alle! Es wäre nicht meine Persönlichkeit, wenn ich etwas anderes sagen würde. Ich will jedes Spiel mitmachen. Das ist doch ganz normal, sonst wäre ich wahrscheinlich kein Profi geworden.

1860 hat eine der besten Abwehrreihen in der Zweiten Liga.
Berhalter: Die Zweitbeste.

Ist das eine Platzierung des Abwehrspielers Gregg Berhalter, die Du mindestens bis zur Halbzeit der Saison anstrebst?
Berhalter: Sicher, wenn nicht besser.

Du hast einen Vertrag beim TSV 1860 bis zum Saisonende - wo willst Du Deine Karriere beenden?
Berhalter: Das müssen wir abwarten. Ich habe zwar immer gesagt in Amerika, aber in Deutschland hat Fußball einfach einen viel höheren Stellenwert, das macht hier einfach Spaß. Ich habe nun 15 Jahre in einem Umfeld gespielt, wo Fußball die Top-Sportart ist. Dann ist es schwer in ein Land zu gehen, wo es nicht der Sport Nummer eins ist. Ich überlege immer, was das Richtige und Beste für mich ist. Jetzt fühle ich mich gut, will weiterspielen und schaue dann, was kommt.


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