Fabian Johnson hat in dieser Saison einen weiteren Sprung nach vorne gemacht, wurde jetzt auch für die U21-Nationalmannschaft berufen.

Die Spannung vor dem Derby des TSV 1860 München gegen den FC Augsburg am Freitag, 14. November, 18 Uhr in der Allianz Arena, wächst. „Es ist nicht alltäglich, dass ein Gast 10.000 Zuschauer mitbringt", sagt Trainer Marco Kurz. „Für uns ist es ein wichtiges Spiel vor einer großen Kulisse - eine gewisse Brisanz ist nicht zu leugnen." Zum oberbayrisch-schwäbischen Derby werden über 40.000 Besucher erwartet.

Vor allem hat die Begegnung auch deshalb Brisanz, weil es seit der Rückkehr der Augsburger in die Bundesliga noch keinen Heimsieg für die Löwen gab. Beide Partien gingen mit 0:3 verloren. Mit Statistiken hält sich aber Trainer Kurz nicht gerne auf. Er schaut ohnehin nur von Spiel zu Spiel, nicht nach hinten, aber auch nicht weiter nach vorne als auf den nächsten Gegner. Und den hält der 39-jährige Fußball-Lehrer für einen „sehr guten". „Die Mannschaft bringt enorme Erfahrung und eine hohe Qualität im vorderen Bereich mit", erzählt er. „Außerdem ist Augsburg seit fünf Spielen ungeschlagen. Wir müssen eine sehr gute Leistung bringen, um ein positives Ergebnis zu erzielen", ist sich Kurz sicher. Die bayerischen Schwaben erwartet der Löwen-Coach bis in die Haarspitzen motiviert, weil „die Gegenseite vom Spiel des Jahres spricht".

Einen Knacks bei seiner Truppe befürchtet Kurz indes nach der 0:1-Heimniederlage am vergangenen Sonntag gegen Rot-Weiß Oberhausen und dem Ende der Erfolgsserie von sechs ungeschlagenen Punktspielen nicht. „Die Mannschaft ist stabil. Natürlich haben wir das Spiel gegen Oberhausen nicht optimal gestaltet. Jetzt steht sie gegen Augsburg in der Pflicht." Seinem Team attestiert Kurz eine konzentrierte Trainingswoche - zumindest den Spielern, die an den Übungseinheiten teilnahmen.

Bis Mittwoch konnten Mathieu Beda und Julian Baumgartlinger nicht mit der Mannschaft trainieren. Beide absolvierten lediglich Lauftraining. Beda zog sich zu Beginn des Spiels gegen Oberhausen eine Kapselverletzung in der Schulter zu, Baumgartlinger hatte eine „Rückenblockade", wie Kurz es ausdrückte, „aber das haben wir hoffentlich jetzt im Griff". Fraglicher ist da schon der Einsatz des Franzosen. „Wenn Beda schmerzfrei trainieren kann, wird er auch spielen", so der Löwen-Coach vorm Donnerstagtraining. Gefehlt hatte auch unter der Woche Stürmer Manuel Schäffler wegen den Nachwirkungen einer Magen-/Darminfektion. Die Frage, wer spiele, wenn alle drei - Beda, Baumgartlinger und Schäffler - ausfallen sollten, konterte Kurz. „Dann werde ich mir etwas schnitzen!" Um anschließend hinzuzufügen. „Ich werde elf Spieler auf den Platz bringen, denen ich vertraue."


„Johnson hat einen weiteren Schritt nach vorne gemacht"
Einer, dem er in dieser Saison immer vertraute, ist Fabian Johnson. Nach Torhüter Philipp Tschauner und Kapitän Benny Lauth ist er der Löwen-Akteur mit den meisten Einsatzminuten (981). „Fabian ist ein ruhiger, sachlicher und sehr flexibler Spieler. Trotz seiner Jugend hat er bereits sehr viel Erfahrung", so Kurz über den 20-Jährigen. „Er hat in dieser Saison einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, ist mittlerweile eine zuverlässige Stammkraft."

Mit diesem Urteil steht der Löwen-Trainer nicht alleine. Auch U20-Bundestrainer Horst Hrubesch, der interimsweise die U21 von Dieter Eilts übernommen hat, hält große Stücke auf den Löwen. Er nominierte Johnson, der seit der F-Jugend für die Sechziger spielt, für das Testspiel gegen Italien am 18. November in der osnatel Arena in Osnabrück (Anpfiff 19:15 Uhr). Es könnte der zweite Einsatz für Johnson in der U21-Nationalmannschaft werden.

Nicht nur auf dem Spielfeld ist „Johnny", wie er im Mannschaftskreis gerufen wird, sachlich und bodenständig. Auch neben dem Platz zeichnen ihn diese Charakterzüge aus. So macht sich der Allrounder derzeit keine Gedanken über einen Wechsel in die Erste Liga. „Als junger Spieler ist es wichtig, dass du spielst. Da sollte es nicht aufs Geld drauf ankommen." Deswegen möchte er sich bei den Löwen weiterentwickeln und am liebsten mit ihnen aufsteigen. Ein warnendes Beispiel ist ihm sein „Spezl" Daniel Baier, der es in Wolfsburg versuchte und nun an den FC Augsburg ausgeliehen ist. Eventuell trifft er im Spiel direkt auf den 24-Jährigen. „Auch er ist zu packen", präsentiert sich Johnson selbstbewusst.

Derzeit spielt der Sohn eines US-Amerikaners entweder rechts oder links hinten. „Die Außenpositionen habe ich alle durch", erzählt er und macht keinen Hehl daraus, „dass ich lieber offensiv spiele - das ist, glaub ich, bei den meisten Fußballern so!" Vier Spiele hat er als Profi gegen Augsburg absolviert und nur einmal gewonnen. Eine Bilanz, die ihn wurmt. „Die negativen Erinnerungen würde ich gerne vergessen machen", erklärt er, „deshalb gehen alle hungrig ins Derby rein und wollen unbedingt gewinnen." Natürlich sei so ein Spiel gegen Augsburg was ganz besonderes. „Das merkt man alleine schon daran, dass alle Bekannten und Freunde ins Stadion kommen wollen. Das Spiel gegen Augsburg hat einen anderen Charakter als ein normales Heimspiel."


MÖGLICHE AUFSTELLUNGEN
1860: 12 Tschauner - 16 Thorandt, 19 Ghvinianidze, 5 Berhalter, 33 Johnson - 17 S. Bender, 25 Ledgerwood, 14 Holebas - 18 Gebhart - 11 Lauth, 27 Schäffler.
Ersatz: 1 Hofmann (Tor) - 4 Hoffmann, 9 Di Salvo, 13 Jungwirth, 20 Burkhard, 23 B. Schwarz, 24 Kucukovic, 28 Eberlein.
Fraglich: 6 Beda (Schulterverletzung), 26 Baumgartlinger (Rückenprobleme).
Nicht dabei: 7 Bierofka (Bandscheiben-OP), 8 D. Schwarz (Knie-OP), 21 Schroth (Aufbautraining), 22 L. Bender (Syndesmosebandriss), 29 Krauss (3. TW).

FCA: 30 Neuhaus - 20 Ch. Müller, 16 Möhrle, 5 Hertzsch, 17 L. Müller - 23 Sinkala - 7 Baier, 10 da Costa, 13 Werner - 27 Thurk, 14 Torghelle.
Ersatz: 55 Khamutouski (Tor) - 4 Kern, 8 Kioyo, 9 Szabics, 18 Hdiouad, 19 Küntzel, 28 Strauß, 36 Hain.
Nicht dabei: 6 Kläsener (Leiste), 15 Prettenthaler, (Kreuzband), 21 Benschneider (Kreuzband), 22 Mölzl (Muskelfaserriss), 24 Lehner (Bandscheibe), 32 Makarenko (Rücken), 34 Toppmöller (Knöchel-OP).

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg); Assistenten: Michael Karle (Waiblingen), Markus Sinn (Filderstadt).