Leichter gesagt als getan: Den Astronauten der Internationalen Raumstation ISS hat ein Problem mit der Urin- Recycling-Anlage schwer zu schaffen gemacht.
Die NASA hofft jedoch, dass die Astronauten das High-Tech-System schnell wieder in Gang bringen können, um damit genügend Trinkwasser zu gewinnen. Der seit über einer Woche angedockte Space Shuttle «Endeavour» hatte das gut 150 Millionen Dollar teure Gerät mitgebracht, das auch Schweiß und Kondenswasser der Atemluft in das kostbare Nass umwandeln soll. Bei Tests in den vergangenen Tagen war das System aber stets nach nur rund zwei Stunden ausgefallen.

Nach eingehendem Tüfteln hofften Experten in der Bodenzentrale in Houston (Texas) am Wochenende, dass sie auf dem richtigen Weg sind. ISS-Commander Mike Fincke erhielt die Anweisung, Puffer unter einer Zentrifuge am Destillationsteil der Anlage zu entfernen, die nach den Vermutungen eine Verlangsamung und schließlich den Stillstand des Geräts ausgelöst haben. Die Gewinnung von Trinkwasser in der Station ist eine Voraussetzung für die geplante Erweiterung der ISS- Dauerbesatzung: Ab Mai soll sie statt bisher drei jeweils sechs Astronauten oder auch Kosmonauten umfassen. Das macht eine größere Unabhängigkeit von der Versorgung von der Erde nötig.

Während am Samstag über dem Recycling-System geschwitzt wurde, stiegen zwei «Endeavour»-Crewmitglieder zu einem dritten von insgesamt vier Außenbordeinsätzen ins All aus. Hauptaufgabe von Heidemarie Stefanyshyn-Piper und Steve Bowen war die Fortsetzung von Reparaturarbeiten am defekten Drehgelenk eines Sonnensegels. Metallspäne hatten seit einem Jahr die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, so dass sich der Solarflügel nicht mehr richtig zur Sonne ausrichten kann. Knapp sieben Stunden lang reinigte und schmierte das Duo das Gelenk und tauschte einige Teile aus.

Alles lief reibungslos, aber am Ende war die Aufgabe doch etwas zu umfassend: Die Astronauten schafften es bei diesem Einsatz zeitlich nicht mehr, eine letzte Halterung auszuwechseln. Das soll nun beim vierten und letzten Ausstieg am Montag nachgeholt werden. «Ihr habt das so gut gemacht wie man es nur tun kann», tröstete John Ray in der Zentrale in Houston, der die beiden Astronauten von der Erde aus anleitete. «Einen besseren Außeneinsatz habe ich bisher nicht gesehen.»

Beim Ausstieg am Montag soll hauptsächlich ein doppeltes Drehgelenk für Solarflügel an einem anderen ISS-Teil gewartet werden. Bisher funktionierte es reibungslos - aber die NASA will kein Risiko eingehen.

Der Shuttle soll am kommenden Donnerstag von der Raumstation ablegen. Eine ursprünglich erwogene Verlängerung der Mission um einen Tag wegen des Urin-Recycling-Problems hält die NASA nach Angaben vom Wochenende nicht für nötig. Obwohl das System nur stundenweise funktionierte, konnten doch bei den verkürzten Tests mehrere Trinkwasserproben gewonnen werden - wenn auch nicht in der gewünschten Zusammensetzung. Die Experten hatten sich Proben erhofft, die zu 30 Prozent aus umgewandeltem Urin und zu 70 Prozent aus Kondenswasser bestehen. Aber wegen des Problems schrumpfte der «Urinanteil» auf gerade mal zehn Prozent.

Die Proben sollen mit dem Shuttle zur Erde gebracht und dort untersucht werden. Frühestens in drei Monaten könnte in der ISS gewonnenes Wasser dann zum Konsum freigegeben werden. Sie hätten allerdings keine Probleme, schon jetzt einen Schluck zu nehmen, sagten mehrere Astronauten am Freitag. «Es schmeckt bestimmt so gut wie Wasser schmecken kann.»