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ProjectSystem12 Offline

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Beiträge: 5.408

05.03.2009 13:12
„Wir wurden vom Opfer zum Täter gemacht“ Antworten
Im Interview mit der PNP erhebt Alois Mannichl schwere Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft - „Es gibt keinen einzigen Sachbeweis gegen uns“

Alois Mannichl ist überzeugt davon, dass ein Rechtsradikaler ihn angegriffen hat: „Ich habe die Augen des Täters gesehen, sein hasserfülltes Gesicht, ich habe gehört, was er gesagt hat.“ (Foto: Geißler)

Passau. Im Interview mit der PNP erzählt Alois Mannichl, wie schwer es ihm und seiner Familie fällt, wieder zur Normalität zu finden. „Der Anschlag war auf wenige Sekunden vorbei. Aber was danach lief, war die gesellschaftliche Vernichtung der Familie Mannichl“, sagt der Passauer Polizeichef.

Drei Monate sind seit dem Messerangriff auf Sie vergangen. Was haben Sie und Ihre Familie seitdem durchgemacht?

Mannichl: Zunächst natürlich den ersten Schock unmittelbar nach dem Anschlag. Das war für meine Familie unglaublich schlimm, aber nach der Operation war klar, dass ich das überleben würde und auch keine Schäden davontragen würde. Was allerdings danach kam, kann sich niemand vorstellen. Wir wurden in einer Hetzkampagne vom Opfer zum Täter gemacht. Wir haben in der Familie kürzlich darüber gesprochen, was schlimmer war, der Anschlag oder das Danach. Nun, der Anschlag war auf wenige Sekunden vorbei. Aber was danach lief, war die gesellschaftliche Vernichtung der Familie Mannichl.

Wie konnte das überhaupt so weit kommen? Wie ist das gekippt? Anfangs hieß es doch noch, „Mannichl, der Held“?

Mannichl: Vorweg: Ich habe immer abgelehnt, zum Helden hochstilisiert zu werden. Den Anfang gemacht haben unglückliche Äußerungen über die Tatwaffe. Irgendjemand hat erzählt, dass es da einen Brauch bei uns gäbe, wonach sich damit jeder vor unserem

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„Einige Geschwätzige haben massiv
Stimmung gemacht“

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Haus ein Stück Lebkuchen herunterschneiden könne. Woher diese Erklärung stammt, ist mir nach wie vor unklar. Der Begriff „Lebkuchenmesser“ stammt jedenfalls weder von mir noch von meiner Frau. Und inhaltlich ist das natürlich völliger Quatsch. Es gab eine nachbarschaftliche Adventsfeier vor unserem Haus, wir haben unsere Gäste bewirtet, deswegen waren Tassen und eben auch das Messer da. Das Messer wurde beim Aufräumen irgendwie vergessen und ist so offenbar dem Täter in die Hände gefallen.

Was aber für viele natürlich irgendwie komisch klingt.

Mannichl: Schon. Aber Fakt ist auch: Der Hinweis, dass es sich bei der Tatwaffe um ein Messer aus unserem Haushalt handelt, stammt von uns selbst, wir haben noch am Tatabend die Ermittler darauf hingewiesen. Hätten wir also etwas vertuschen wollen, hätten wir das mit Sicherheit nicht gemacht. Jedenfalls hieß es bereits wenige Tage nach dem Anschlag: Mannichl lügt. Ab da ist die Sache gekippt. Verstärkt wurde das noch von anonymen Aussagen vermeintlich erfahrener Ermittler in Münchner Zeitungen, wo indirekt gesagt wurde, ihre Passauer Kollegen würden in die falsche Richtung ermitteln. Da wurde das Bild der Beziehungstat gemalt - obwohl zu dem Zeitpunkt die Münchner Ermittler noch überhaupt keine Details kannten. Einige Geschwätzige haben damit massiv Stimmung gemacht. Ich möchte da aber ausdrücklich die Angehörigen der Soko-Fürstenzell, die sich aus Passauer und Münchner Kollegen zusammensetzt, ausnehmen. Und aus meiner Sicht der Dammbruch

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„Jeden Tag neue Lügen - und wir müssen
uns verteidigen“

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war, als die Staatsanwaltschaft Anfang Januar plötzlich von „Merkwürdigkeiten“ sprach, weil auf der Tatwaffe nur meine DNA-Spuren seien. Jetzt entnehme ich der Presse, dass die Untersuchungen der Tatwaffe noch immer nicht abgeschlossen seien, weil so viele sich überlagernde DNA-Spuren drauf seien. Da frage ich mich: Wie konnte es zu dieser widersprüchlichen Aussage kommen? Dafür habe ich keinerlei Verständnis.

Würden Sie von Fehlern bei der Ermittlung sprechen?

Mannichl: Mir als Opfer steht das nicht zu. Ich habe auch keinen Einblick in die Ermittlungsakten. Ich kann mir aber vorstellen, dass irgendwann einmal führende Stellen bei Polizei und Justiz die Ermittlungen überprüfen. Sollte sich dann ergeben, dass gravierende Fehler gemacht wurden, dann hoffe ich, dass sich jemand hinstellt und sagt: Tut uns leid, wir dürfen diese Fehler nicht auf dem Rücken des Betroffenen ausschweigen.

Wie würden Sie aus Sicht des Opfers die heutige Ermittlungslage zusammenfassen?

Mannichl: Fakt ist: Es gibt keinen einzigen Sachbeweis, der gegen uns sprechen würde. Und auch keine einzige widersprüchliche Aussage.

Es gibt den Vorwurf, Sie als erfahrener Polizist hätten den Täter zu klischeehaft beschrieben. Wie gehen Sie damit um?

Mannichl: Als Opfer ist man ja zugleich Zeuge. Meine Aufgabe als Zeuge ist es, wahrheitsgemäße Aussagen zu machen. Auch wenn es andere gerne hören würden: Ich konnte nichts anderes sagen. Was er gesagt hat, hat er gesagt; wie er ausgesehen hat, hat er ausgesehen. Und zu dem Vorwurf, meine Personenbeschreibung sei schwach, kann ich nur sagen: Ich habe in dem Moment einfach versucht, zu überleben.

Wie haben Sie und Ihre Frau und Ihre beiden Kinder all das verkraftet? Und wie sieht Ihr Leben heute aus?

Mannichl: Es war schwer. Wir habe nie mit einem solchen Anschlag gerechnet. Meine Frau hat zwar gesagt, nachdem die Hetzkampagnen der Rechten in den letzten Monaten vor dem Anschlag immer heftiger geworden sind, ich solle aufpassen. Aber ich hatte nicht mit einem Anschlag gerechnet. Insofern war es schwer, das zu verarbeiten. Aber ich glaube, uns ist das mittlerweile sehr gut gelungen. Was uns weniger gut gelungen ist, woran wir nach wie vor zu arbeiten haben, sind die Hetzkampagnen: Jeden Tag neue Lügen, jeden Tag neue Gerüchte - und wir müssen uns verteidigen, damit auseinandersetzen. Das ist sehr schwer. Aber innerhalb der Familie funktioniert das Gott sei Dank hervorragend, wir reden viel miteinander. Das tut gut.

Fühlen Sie sich aktuell bedroht?

Mannichl: Ja. Ich befürchte nach wie vor, dass ich nicht aus dem Schussfeld bin. Der Täter hatte mit

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„Wir leben mit der Angst, dass der Täter
nochmal kommt“

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dem Angriff einen gigantische Medienwirksamkeit. Das könnte ihn bewegen, das wiederholen zu wollen. Deshalb müssen wir nicht nur den Anschlag vom Dezember und die Hetzkampagne bewältigen, sondern auch mit der Angst leben, dass der Täter nochmal kommt.

Von einer Rückkehr in den normalen Alltag kann man nicht sprechen?

Mannichl: Wir versuchen, wieder Freizeit zu haben und unseren Hobbies nachzugehen. Aber wir leben nicht mehr wie vor dem Anschlag. Von einem normalen Alltag kann man nicht reden.

Wie wehren Sie sich gegen die Hetzangriffe?

Mannichl: Die Kampagnen der Rechten sind heute schlimmer als vor dem Anschlag. Zwar hat man sich in einem ersten Schritt von der Tat distanziert - nur um danach ordentlich draufzulegen. Das sind Brandstifter, die mit Benzin löschen. Mir bleibt nur, gegen Verleumdungen konsequent rechtlich vorzugehen.

Bekommen Sie dabei Unterstützung von Ihren Vorgesetzten?

Mannichl: Ich werde hervorragend unterstützt. Es gibt viel Konsens. Ich bin wirklich froh, dass dies so ist.

Warum sind Sie eigentlich so schnell in den Dienst zurückgekehrt, nach nur zwei Wochen? Jeder hätte verstanden, wenn Sie ein paar Monate Auszeit genommen hätten.

Mannichl: Ich wollte nicht in eine Märtyrerrolle kommen, als krank und schwer angeschlagen erscheinen. Das war ja auch nicht der Fall. Die körperlichen Wunden waren verheilt und psychisch war ich dienstfähig. Und es war wichtig, wieder eine Aufgabe zu haben, arbeiten zu können.

Die Polizei in Bayern wird zur Zeit umgebaut. Wie geht es für Sie weiter?


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„Ich rechne damit,
dass die Tat
aufgeklärt wird“

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Mannichl: Dass der Apparat umgebaut wird, wissen wir seit Jahren. Wir hatten genügend Zeit, uns mental und vom Ablauf her darauf einzustellen. Die Entscheidung über meine künftige Verwendung liegt ganz alleine im zuständigen Innenministerium.

Rechnen Sie noch mit einer Aufklärung der Tat?

Mannichl: Ich hoffe es, weil dann endlich die Gerüchteküche stillstehen würde und wir wieder ruhig schlafen könnten. Und ich rechne auch damit.

Das Attentat war Anlass für die Politik, über ein NPD-Verbot neu nachzudenken. Was halten Sie persönlich von einem solchen Verbot?

Mannichl: Ich habe die Augen des Täters gesehen, sein hasserfülltes Gesicht, ich habe gehört, was er gesagt hat. Ich glaube nicht an einen Linken, der der Rechten etwas auswischen wollte - darüber wurde ja verschiedentlich spekuliert. Und ich glaube auch nicht an ein geplantes Attentat rechter Kreise, denn das hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. Das Attentat wurde ja zu meinem Glück recht stümperhaft ausgeführt. Ich persönlich glaube an einen durchgeknallten rechtsextremen Einzeltäter, der aufgrund der Internet-Hetzkampagnen der Monate vor dem Anschlag zu dem Entschluss gekommen war: „Der Mannichl muss weg.“ Ob der mich töten oder mir nur eine Abreibung verpassen wollte, das wird man bei den Vernehmungen sehen, wenn er mal festgenommen ist.

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Das Gespräch führte
Alexander Kain.

Komentar: ....tz tz tz

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