Wiesnchefin: ``Jetzt greifen wir durch´´ - Tradition ist auf dem Oktoberfest 2007 oberstes Gebot

München (ddp-bay). Tradition wird auf der Wiesn 2007 oberstes Gebot: In den Bierzelten darf trotz Nichtraucherdebatte fröhlich gequalmt werden und in die Biergärten können die Besucher fortan ihre eigene Brotzeit mitbringen - so ist es schließlich Brauch im Freistaat. Nur eines wird es mit Sicherheit nicht geben: eine Paris Hilton etwa, die im goldenem Dirndl über das Oktoberfest spaziert. Denn in diesem Jahr sind Werbeveranstaltungen aller Art streng verboten. ``Wir haben den Paragraf 42 der Betriebsvorschriften verschärft´´, verkündete Festleiterin Gabriele Weishäupl am Dienstag in München.
Auslöser war der Auftritt der Hotelerbin im vergangenen Jahr, als sie auf Einladung eines Prosecco-Herstellers das Oktoberfest besuchte und kräftig für Schlagzeilen sorgte. ``Damit war der Bogen überspannt´´, betonte die Wiesnchefin. ``Jetzt greifen wir durch.´´ In diesem Jahr darf nun weder Verona Pooth ihre Kollektion vorstellen, noch dürfen leicht bekleidete Samba-Tänzerinnen für eine Autovermietung werben. Modenschauen, Pressetermine und Benefizveranstaltung wird es ebenso wenig geben wie Soloauftritte von Showstars, sagte die Chefin. Mit einer Ausnahme: ``Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn jemand auf die Tische steigt und singt - so lange es spontan ist.´´
Man wolle sich auf die Traditionen des Festes besinnen, betonte die Festleiterin. ``Wir wollen kein Big Brother auf dem Oktoberfest´´, sagte sie. ``Wir wollen eine traditionelle Wiesn, ein Volksfest.´´ Deshalb freue sie sich auch, dass in den Bierzelten weiterhin geraucht werden darf. Für Weishäupl ist das ein Zeichen von ``Liberalität´´ - und nebenbei gibt es auch einen ganz praktischen Grund: ``Das größte Bierzelt fasst 10 000 Menschen, da wäre eine Kontrolle sehr schwer´´, sagte sie. Für ``Oasen´´ für Nichtraucher sei jedoch gesorgt.
Bei aller Liebe zur Tradition gibt es natürlich einige kleine Neuerungen auf dem Oktoberfest - auch das ist Brauch. ``Jahr für Jahr gibt es Neuigkeiten´´, sagte Weishäupl. ``Ohne den Innovationsgeist der Schausteller wäre die Wiesn nicht das, was sie ist.´´ So gibt es heuer fünf neue Fahrgeschäfte: Eine Achterbahn mit dem Namen Höllenblitz, eine moderne Version von Hau-den-Lukas, einen nagelneuen Autoscooter, eine 15 Meter hohe Schiffschaukel - und den ``Pemperlprater´´. ``Darüber freue ich mich besonders´´, betonte die Wiesnchefin. Das ``älteste Karussell der Welt´´ aus dem Jahr 1830 steht für Nostalgie. ``Darauf habe ich als Kind schon gesessen´´, berichtete Weishäupl. Auf den Holzpferden aus der Biedermeierzeit kann der Nachwuchs heuer seine Runden drehen.
Sonst bleibt auf dem Oktoberfest weitgehend alles beim Alten: Erwartet werden auch in diesem Jahr mehr als sechs Millionen Besucher, die sechs Millionen Maß Bier trinken. Auch müssen wieder Preiserhöhungen und überteuerte Hotelzimmer in Kauf genommen werden. ``Der Bierpreis ist leider wieder teurer geworden, er liegt zwischen 7,30 und 7,90´´, sagte die Festleiterin. Gegen die ``Wiesn-Preise´´ seien die Veranstalter machtlos. ``Wir haben keine Möglichkeit, die Preise zu beeinflussen´´, bedauerte die Festleiterin. Das war nie anders.
Allerdings müssen sich Wirte, Schausteller und Besucher auf schlechteres Wetter als in den vergangenen Jahren einstellen: Denn das Oktoberfest dauert vom 22. September bis 7. Oktober - das ist der spätest mögliche Zeitpunkt, denn die Wiesn endet stets am ersten Wochenende im Oktober. ``Es wird in diesem Jahr sehr herbstlich´´, prognostizierte Weishäupl. ``Es ist fast ein richtiges Oktoberfest.´´
(ddp)
24.07.2007 15:40 Uhr