Deutscher B-Junioren-Meister und U19-Europameister – Lars Bender hat in jungen Jahren schon viel erreicht. Doch der 19-Jährige gibt sich damit nicht zufrieden. Im Interview spricht der Oberbayer über die Ziele, die er noch hat.

Vor ein paar Monaten bist Du Europameister geworden, was ist von dem Hochgefühl geblieben?
Lars Bender: Eigentlich nicht wirklich viel. Das sind zwei komplett verschiedene Welten. Auf der einen Seite bist du Europameister und auf der anderen Seite geht alles um den Verein. Hier steht man unter Druck, egal wie es sportlich läuft. Da bringt dir der Titel recht wenig, weil Du dich auf andere Weise beweisen musst. Im Endeffekt bleibt somit nicht viel von dem Hochgefühl. Aber schön war‘s trotzdem.

Du steuerst mit 19 Jahren bereits Deinen 50. Profieinsatz an, giltst als selbstkritischer Geist. Wie siehst du dich in der Entwicklung?
Lars Bender: Es ist nun meine dritte Saison als Profi, ich merke, wie ich mich mittlerweile anders, besser im Spiel verhalte. Ich habe sicher den nächsten Schritt gemacht, aber da ist noch Platz nach oben, wo ich selbst sage: da kann noch einiges mehr kommen.

Wo zum Beispiel?
Lars Bender: In der Spielverteilung und in der Verantwortung. Auch als junger Spieler muss ich noch mehr eine Führungsposition einnehmen.

Was die Präsenz auf dem Platz angeht, gehörst du zu denen, die den Takt angeben.
Lars Bender: Das sehe ich nicht so. Da fehlt noch etwas. Ich mache einfach noch viel zu wenig den
Mund auf.

Du bist in jedem Fall für die Fans und auch für die neutralen Beobachter einer, der mit einer großen Kämpferseele ausgestattet ist?
Lars Bender: Zunächst steht für mich erst einmal der Kampfgeist obenan, ganz klar. Ich denke, dass man im Spiel einfach viel über den Kampfgeist bewegen kann. Es gibt Tage, an denen fußballerisch nicht alles optimal läuft, aber ich denke: laufen und kämpfen, dass kannst und musst du immer.

Wie groß ist der Sprung von der Jugend in den Profibereich?
Lars Bender: Riesig! Wenn du frisch - wie ich damals - aus der B-Jugend raus kommst, ist das schon eine wahnsinnige Veränderung. Da gab es anfangs bei mir einige muskuläre Probleme, weil der Körper auf diese Belastung noch gar nicht ausgerichtet war. Ich hatte außerdem einen Syndesmosebandriss. Auch im Laufe der Saison hatte ich immer wieder muskuläre Probleme, weil ich nie wirklich zwei, drei Wochen am Stück gut arbeiten konnte. Die Umstellung ist dann erst wirklich Schritt für Schritt gekommen. Von der Kraft her habe ich mittlerweile überhaupt keine Probleme mehr.

Du hattest auch in dieser Saison ein paar Verletzungsprobleme. Erst den Muskelfaserriss, dann die angebrochene Nase. Mittlerweile sorgt die Info, Lars Bender habe Verletzungsprobleme, schon für Unbehagen im Umfeld, denn du giltst als Stammkraft. Siehst du dich auch schon so?
Lars Bender: Als ich von der Europameister¬schaft zurück gekommen bin, habe ich erst mal gesagt: jetzt schaue ich, dass ich wieder ins Team rein finden kann. Aber mein Ziel ist es schon, als Stammkraft in der Mannschaft zu agieren. Ich hatte in der vergangenen Saison schon 28 Einsätze und da will ich wieder hin! Von daher sehe ich mich ganz klar als Stammkraft.

Bei vielen ganz jungen Fans sind Lars und Sven Bender, aber auch Timo Gebhart schon ganz wichtige Identifikationspersonen. Merkst du eine veränderte Wahrnehmung?
Lars Bender: Im Sommer waren viele Kinder als Zuschauer beim Training. Das war hier immer so. Ich merke aber schon, wenn ich außerhalb irgendwo hingehe, dass viele Kinder wissen wer ich bin. Das ist ganz witzig: Manche trauen sich nicht, mich anzusprechen und andere Kinder wissen wiederum wo ich wohne, klingeln und fragen nach Autogrammkarten.

In Brannenburg geht‘s unkompliziert zu. Dort seid ihr immer noch sehr gerne?
Lars Bender: Ja, klar. Mittlerweile kombinieren wir das recht gut mit unserer Wohnung in München. Wenn Training ist oder gerade vor Spielen bleiben wir hier, aber an freien Tagen fahren Sven und ich schon gerne nach Brannenburg. Das ist mittlerweile so eine fifty-fifty Sache.

Vom Vorbild Lars Bender zur Frage: wer ist Dein Vorbild?
Lars Bender: Vorbild in dem Sinne habe ich keins. Spielerisch gefällt mir Steven Gerrard, dem schaue ich einfach gerne zu.

Welchen Anspruch hast du als junger Profi von Dir?
Lars Bender: Ich denke immer in kleinen Schritten. Der U19-EM-Titel war der erste große Erfolg für mich. Ich will einfach spielen und habe mir dabei als persönliches Ziel vorgenommen, auf jeden Fall konstanter zu sein als letzte Saison. Und irgendwann mal dazu beizutragen, dass wir um den Aufstieg mitspielen.

Abgesehen von einer konstanteren Leistung, was hast Du Dir noch für diese Saison vorgenommen?
Lars Bender: Mein persönliches Ziel sind möglichst viele Einsätze und wenn möglich, vier oder fünf Tore zu machen.

Was ist die wichtigste Aufgabe für 1860 im Moment?
Lars Bender: Spiele gewinnen. Das ist alles!

Das würde allen helfen und die Fans glücklich machen ...
Lars Bender: Ich denke, die Fans sehen, wenn du mit Leidenschaft spielst, und verlierst, dann akzeptieren sie das eher. Aber zuletzt fiel es den Fans sicher schwer, sich mit unserem Spiel zu identifizieren. Das ist dann doppelt bitter. Wenn sich der Erfolg wieder einstellt, die Einstellung und die nötige Leidenschaft vorhanden ist, dann kommen die Fans von ganz alleine wieder.

Der Pokal war sicher ein kleiner Schritt auf dem Weg zurück zum Erfolg!
Lars Bender: Man muss ja ehrlich zugeben, dass das Spiel schon ein wenig zäh war. Ein ziemlicher Kampf und Krampf. Und auch wenn wir diszipliniert gespielt haben: die Verunsicherung hat man uns sicher angemerkt. Aber mir ist das letztlich auch „wurscht": Wir sind eine Runde weiter, da fragt im Achtelfinale doch keiner mehr, ob wir super gegen Duisburg gespielt haben.