17. Spieltag - spiegel.de Bundesliga Vorhersage

Blitzcomeback des Publikumslieblings: Zum Derby gegen Bremen verkünden die Hamburger die kurzfristige Verpflichtung von Rafael van der Vaart. Bei Frankfurt übernimmt der legendäre Dragoslav Stepanovic das Traineramt. Die Highlights des 17. Spieltags bereits vor dem Anpfiff auf SPIEGEL ONLINE.

Am letzten Spieltag der Hinrunde fallen bekanntlich die meisten Tore. Daher lässt sich der FC Schalke 04 am Freitagabend nicht lange bitten und fertigt den FSV Mainz 05 4:0 ab. Die Besonderheit des Spiels: Drei Tore gehen auf das Konto des Österreichers Eduard Glieder, den die Schalker in einer Nacht- und Nebelaktion als Ersatz für den am vergangenen Spieltag nach Freiburg abgewanderten Kevin Kuranyi verpflichtet hatten.

Am Samstag gibt Borussia Dortmund vor dem Spiel gegen den SC Freiburg bekannt, dass gegen die ehemals Verantwortlichen Michael Meier und Gerd Niebaum nicht nur eine Klausel über die persönliche Haftung im Gesellschaftsvertrag gefunden wurde. Vielmehr stehen dem BVB gegen beide Personen sogar Schadensersatzansprüche in Millionenhöhe zu. Mit dem Geld will man das Dortmunder Stadion weiter ausbauen. Das Spiel gewinnt der SC Freiburg wider Erwarten 2:0 - natürlich durch Tore des gerade erst verpflichteten Kevin Kuranyi. Interviews gibt der Stürmer nach dem Spiel jedoch nicht, sondern eilt direkt in ein Freiburger Reisebüro. Dort erwirbt er das Ticket für eine Reise nach Südafrika im Sommer 2010 - denn sicher sei sicher.

Großes Familientreffen in München: Uli Hoeneß empfängt seinen Bruder Dieter, der sich spontan bereit erklärt hat, der Hertha wieder als Manager zur Seite zu stehen. Damit aber noch nicht genug der Überraschungen, denn es befindet sich auch noch hoher Besuch im Stadion: Barack Obama lässt sich von seinem neuen Europaberater das Fußballspiel erklären. Allerdings will der Berater nicht erkannt werden und sitzt mit Sonnenbrille, Hut und hochgeklapptem Hemdkragen auf der Ehrentribüne. Das Spiel zwischen dem FC Bayern München und Hertha BSC Berlin endet übrigens 2:2.

Bei Eintracht Frankfurt siegt der VfL Wolfsburg 6:3. Die Wolfsburger Verantwortlichen feiern diesen Triumph bis in die Morgenstunden bei einem Nobelitaliener, wobei die neuen Übungsleiter Mario Basler und Stefan Effenberg in eine Schlägerei verwickelt werden und die restliche Nacht in Polizeigewahrsam verbringen. Am Sonntag verkündet Michael Skibbe ob der herben Niederlage seinen Abschied aus Frankfurt; als sein Nachfolger wird umgehend Dragoslav Stepanovic vorgestellt. In seiner Antrittsrede weist er darauf hin: "Nicht nur in Deutschland, nein, in ganz Europa müssen Persönlichkeiten mit gutem Beispiel vorangehen und bis 75 arbeiten!"

Hannover 96 spielt zu Hause gegen den VfL Bochum und gewinnt nach unterirdischen neunzig Minuten 3:2. Hannover-Trainer Bergmann bekundet danach trotzdem zufrieden: "Mich kann nach der Attacke von Michael Skibbe nichts mehr umhauen - auch nicht so ein grausamer Kick wie dieser." Gleichzeitig bestätigt Hannovers Präsident Martin Kind, seine Wünschelrute habe nach langem Suchen in der Region um Hannover im Flughafen-Bereich ausgeschlagen. Mit viel Glück werde man dort Erdöl finden und könne so demnächst die Verpflichtung von Ronaldinho realisieren.

Vor dem Spiel in Leverkusen holt Lothar Matthäus, seit dem zehnten Spieltag Trainer in Gladbach, nochmal zum verbalen Rundumschlag aus. Diesmal sein Opfer: Gästetrainer und Rentnervorbild Jupp Heynckes. Diese Lawine, die Heynckes mit dem Thema "Arbeiten bis 75" losgetreten habe, ärgere Lothar ziemlich, denn er werde diesbezüglich diskriminiert. Aufgrund seiner ungewissen beruflichen Perspektiven sähe er sich jetzt schon genötigt, in Gladbach Trainer und Libero in Personalunion zu sein. Immerhin hegt Matthäus die Hoffnung, so ab dem 50. Lebensjahr aus diesem gesellschaftlichen Teufelskreis aussteigen zu können. In Amerika wolle er dann sein Leben genießen, verbunden mit seinem Traum, a little bit lucky zu sein! Das Spiel gewinnen übrigens die Leverkusener deutlich 4:0.

Van der Vaart und Diego dominieren das Nordderby

Ein Hassduell findet in Stuttgart statt. 1899 Hoffenheim ist zu Gast, wird aber vom Stadionsprecher konsequent "TSG Hoffenheim" genannt. Dies erzürnt Dietmar Hopp so sehr, dass er zur Strafe Jens Lehmann aus seinem Vertrag herauskauft. Der lächelt bei seiner Unterschrift in Hoffenheim und sagt: "Ich bin gerade vierzig geworden - wenn das mit dem Arbeiten bis 75 stimmt, sind es nur noch 35 Jahre für mich! Wenn ich mir die jungen Spieler angucke, die tun mir schon ein wenig Leid!" Das Spiel gerät aufgrund dieser Ereignisse zur Nebensache. Demba Ba erzielt zwei Tore - Endstand 1:1.

Das Nordderby zwischen Hamburg und Bremen am Sonntagnachmittag steht zunächst für beide Mannschaften unter keinem guten Stern. Kurz vor Spielbeginn wird bekannt, dass Werder-Manager "Dukaten-Klausi" den gesamten Erlös des Diego-Transfers in Aktien von AIG angelegt hatte. Noch schlimmer erging es aber dem HSV, der die Transfer-Überschüsse der letzten Jahre bei der HSH-Nordbank deponiert hatte. Auf dem Spielfeld zeigt dies glücklicherweise keinerlei Wirkung. Im Gegenteil, kurz vor Spielbeginn verkündet HSV-Legende Uwe Seeler, dass Rafael van der Vaart ablösefrei zum HSV zurückkehrt. Tatsächlich schafft er es pünktlich zum Anpfiff ins Stadion und liefert sich mit dem nach Bremen zurückgekehrten Diego ein hartes Duell: Zunächst überwindet der brasilianische Spielmacher Diego mit einem Kunstschuss aus 66,87 Metern den Hamburger Torwart Frank Rost, wenig später gelingt jedoch dem niederländischen Spielmacher van der Vaart der Ausgleich mit einem ebenso sehenswerten Fallrückzieher. Endstand somit 1:1.

Der Kaiser übernimmt die Republik und trifft weitreichende Entscheidungen

Die Hinrunde endet schließlich mit dem Duell zwischen dem 1. FC Köln gegen den 1. FC Nürnberg. Die Zuschauer sehen ein 1:1 der besseren Sorte: Die "Clubberer" gehen durch die "Zaubermaus" Sergio Zarate in Führung, allerdings besorgt Nationalspieler Lukas Podolski mit einem verwandelten Foulelfmeter den Ausgleich. Im Interview nach dem Spiel gibt der Kölner Publikumsliebling mal wieder eine seiner Fußballweisheiten zum Besten: "So ist das im Fußball, manchmal gewinnt die bessere Mannschaft!"

Nachdem die Hinrunde geschafft ist, werden am Abend die Ergebnisse der Neuwahlen - bedingt durch die Auflösung des Bundestags am sechsten Spieltag verkündet. Allerdings kann keine Partei einen klaren Regierungsauftrag für sich beanspruchen. Die Sorge der Politiker ist groß, es gebe schließlich so viel zu tun im Land: Themen wie Steuern, Bildung, Familien-, Verteidigungs- oder Energiepolitik müssten dringend behandelt werden. Die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien kommen letztendlich zu dem Ergebnis, dass es in dieser schwierigen Situation nur eine Möglichkeit gibt: Ein Großer soll das Land regieren. Ein ganz Großer.

Ein Mann mit Esprit, Elan und Verbindungen. Eben ein Mann, dem das Volk vertraut. Zunächst lässt er sich noch ein wenig bitten, möchte lieber weiter in Österreich golfen - aber dann gibt er doch am Mittwoch seine Zusage: Der Kaiser macht es, Franz Beckenbauer wird Bundeskanzler - und erreicht die Zustimmung sämtlicher Fraktionen. In seiner Rede zum Amtsantritt verkündet er: "Ich will dem allgemeinen Trend folgen und mit gutem Beispiel vorangehen. Wir müssen schließlich alle bis 75 arbeiten!" Auf die Frage, welches Thema er in seiner neuen Funktion nun als erstes angehen möchte, erklärt er, das Wichtigste sei die Aufarbeitung der Geschehnisse in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga - alles andere sei bekanntlich primär! So kommt es dann auch dazu, dass Bundeskanzler Franz Beckenbauer als erste Amtshandlung alle fragwürdigen Entscheidungen der Bundesligisten an den vergangenen siebzehn Spieltagen revidiert.