Die Löwen sind gerettet – aber der Verein versinkt mal wieder im Chaos. Es war exakt 16.35 Uhr, als Geschäftsführer Dr. Stefan Ziffzer nach den Statements der Trainer im Presseraum zu seiner Wutrede gegen Präsident Dr. Albrecht von Linde ansetzte. Es war der finale Showdown zweier Männer, die sich abgrundtief hassen.

„Er oder ich", pokerte Ziffzer - und verlor!

Denn 14 Minuten später endete die zweijährige Amtszeit des bei den Fans ungeliebten, weil knallharten Finanzchefs (trat im April 2006 sein Amt bei 1860 an) im „Business Club" der Arena.

Ziffzer, der die Löwen vor zwei Jahren vor der Insolvenz rettete, betrat den Raum unter dem tosenden Applaus der VIPs - und wurde vom Präsidenten umgehend gefeuert!

„Sie sind entlassen. Fristlos!", so von Linde um 16.49 Uhr wutschnaubend im Beisein von Aufsichtsrat Willi Mantel. Vize Karsten Wettberg hatte da die Arena schon verlassen. Franz Maget, der andere Vize, weilt in Amerika.

„Das können Sie gar nicht", blaffte Ziffzer zurück. Doch mittlerweile ist klar: Von Linde konnte - weil er seine Präsidiumskollegen hinter sich hat. Wettberg: „Das war grob vereinsschädigend. Wir sind uns im Präsidium zu 100 Prozent einig".

Ziffzer: „Wenn ich das Bauernopfer bin, soll es mir recht sein, wenn es für 1860 die richtige Entscheidung war. Aber das Präsidium hatte vom ersten Tag an nichts anderes vor, als mich abzuschießen."

Der blasse von Linde - (zumindest vorerst) der Gewinner einer monatelangen Schlammschlacht: „Ziffzer hat nie kapiert, wer Koch und wer Kellner ist. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, das war unter der Gürtellinie. Personell wird kein Loch entstehen, da findet sich ein Lösung", verabschiedete sich der Präsident und fuhr heim nach Ammerland.

BILD hakte nach: „Denken Sie an Rücktritt?" Von Linde: „Dafür besteht kein Grund."

In den VIP-Etagen der Arena hatte sich die Nachricht inzwischen wie ein Lauffeuer verbreitet. „Beide müssen weg", forderte Ex-Vize Erich Meidert, der bereits genauso wie Dr. Andreas Kern, der kaufmännische Leiter der KGaA, als Ziffzer-Nachfolger gehandelt wird.

Für Öfele ist die Nachfolge zumindest vorerst mal geregelt: „Wir haben mit Reuter ja einen Geschäftsführer." Der Aufsichtsrats-Boss weiter: „Ich bedaure zutiefst, dass es jetzt offenen Krieg gibt. Die Gesamtsituation kotzt mich an. Es gibt Momente, da bedaure ich bis in die tiefsten Haarwurzeln, dass ich dieses Amt angetreten habe."

Schlusswort Ziffzer: „Der Kellner ist arm dran, wenn der Koch nicht kochen kann..."
Thomas Ernstberger / Tom Nuggis (bild.de)