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 Archiv 2007/2008
Knuddelmaus ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2008 18:28
Der große Knall im blauen Tollhaus Antworten

­Ein Verein auf rasanter Fahrt ins Chaos. Kaum hatte der TSV 1860 am Pfingstsonntag die vorletzte Ausfahrt Richtung Klassenerhalt erwischt, kam es an anderer Stelle zu einem folgenschweren Crash. Hauptgeschäftsführer Stefan Ziffzer, der sich schon länger auf Kollisionskurs mit dem Präsidenten Albrecht von Linde befand, steuerte ungebremst, aber wohl kalkuliert ins Aus.

Auf einer Pressekonferenz bezeichnete er seinen Intimfeind als „Schande" für 1860, würzte seinen Frontalangriff mit weiteren Beleidigungen und erhielt als Quittung für seine Harakiri-Rede auf der Stelle die Kündigung. „Manchmal muss es knallen", begründete Ziffzer seinen, wie er später zugab, „eiskalt kalkulierten" Affront.

Zum großen Knall, der Ziffzers denkwürdigem Auftritt folgte, kam es im vierten Stock der Allianz Arena, eine Stunde nach der sportlichen Rettung durch ein 1:1 gegen Osnabrück.

Ziffzer entstieg um 16.46 Uhr dem Fahrstuhl, wurde von der Mehrheit im Vip-Raum mit Beifall empfangen ­ nicht jedoch von einem älteren Herrn mit Fanschal, der in Blickweite am Buffet lehnte. Von Linde, der die Verbalinjurien live am Flachbildschirm verfolgt hatte, sagte dem aufmüpfigen Angestellten ins Gesicht: „Herr Ziffzer, Sie sind fristlos entlassen." Die schriftliche Fassung der Kündigung, die die Vizepräsidenten Franz Maget (derzeit in den USA) und Karsten Wettberg mittragen, wird heute zugestellt.

An der Rechtswirksamkeit der Kündigung gibt es kaum Zweifel, dazu war Ziffzers Wortwahl zu deutlich ­ und zu deftig. „Entweder ich gehe als Präsident voran und mache Kapital zur Chefsache, führe den Verein, bin kontaktfreudig", hatte der Finanzchef gepoltert, „oder ich verstecke mich im Keller und lasse mich alle drei Tage mal mit einem Fanschal fotografieren." Konkreter Auslöser für Ziffzers Wutausbruch war ein „kicker"-Bericht, in dem nicht genannte Gremiumsmitglieder Co-Geschäftsführer Stefan Reuter in Frage stellten ­ unwidersprochen vom Präsidium. Und vor allem: drei Tage vor einem für den Verein sehr wichtigen Spiel. Höhepunkt der Ziffzer-Tiraden vor laufenden Kameras und einem Saal voller Reportern war die Aussage: „Der Fisch stinkt immer vom Kopfe, und ich sage Ihnen: Unser Kopf ist der Präsident."

Inzwischen denkt der Kopf des Vereins bereits weiter. Von Linde behauptet, dass er die Gremien hinter sich weiß und gerüstet war für den Fall X. „Personell entsteht kein Loch", sagte er. „Wir wissen, wie es weitergeht." Ziel sei es, das abschließende Saisonspiel in Aue anständig über Bühne zu bringen und sich dann „personell neu zu orientieren". Ob Manager Reuter seinen Job behalten darf, ist noch unklar. Der Weltmeister hält sich bislang diplomatisch zurück, hatte Ziffzer auch nicht ­ wie sonst bei wichtigen Anlässen üblich ­ aufs Podium begleitet. Denkbar ist, dass sich Reuter bewusst von Ziffzer distanziert hat, um nicht mit in den Abgrund gerissen zu werden.

Nach Ziffzers Darstellung wird es eher die Löwen in den Abgrund reißen, denn in dem Moment, da seine Kündigung bestätigt werde, „sind sämtliche wichtige Sponsoren und Partner auch weg". Noch ist schwer abzuschätzen, ob der Geschasste sich tatsächlich so abgesichert hat ­ oder ob der gewiefte Machtmensch nur blufft.

Gestern Morgen war Ziffzer ganz normal auf der Geschäftsstelle, auch heute will er im Büro erscheinen ­ das müsse er tun, um keine arbeitsrechtlichen Nachteile zu erlangen. Von Linde rechnet damit, dass Ziffzer erscheint: „Er muss ja seinen Schreibtisch räumen." Das Ende der Schlammschlacht ist noch nicht erreicht. Garantiert.
Uli Kellner (Münchner Merkur)

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