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 Archiv 2007/2008
Knuddelmaus ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2008 18:53
14.05.2008: Chaostage bei den Löwen: Hausverbot für Ziffzer Antworten

Der Geschäftsführer erhält vom Präsidenten die Entlassungspapiere - und zelebriert seinen Abgang.

Als der Abschied von Stefan Ziffzer amtlich war, als der Ex-Finanzchef begann, sein Geschäftsführerbüro zu räumen, zeigte die Uhr eine Zeit an, die bestens zur aktuellen Situation beim TSV 1860 passt: 11.11 Uhr. Eine Zeit, zu der sonst die Narren losgelassen werden.

Um elf nach elf also verließ Ziffzer erstmals als offiziell geschasster Angestellter die Geschäftsstelle. Unter dem Arm trug er eine hölzerne Kleopatra-Skulptur, im Gesicht ein süffisantes Lächeln. "Mir geht‘s gut", behauptete er. Präsident Albrecht von Linde, den er zwei Tage zuvor öffentlichkeitswirksam diffamiert hatte ("Er ist eine Schande"), hatte ihm soeben im Beisein eines Anwalts einen Umschlag überreicht; darin befanden sich die erwarteten Entlassungspapiere - ein mündlich ausgesprochenes Hausverbot gab‘s dazu. Seinen letzten Auftritt kostete Ziffzer dafür umso mehr aus. Er zelebrierte ihn förmlich.

Mehrmals beschritt er in gemächlichem Tempo den Weg von der Geschäftsstelle zum Parkplatz. Fünfmal ließ er sich von Kamerateams und Reportern zu Steh-Pressekonferenzen drängen. Und immer betonte er, wie erleichtert er sei, dass es vorbei ist. Seit Sonntag, meinte er, fühle er sich wieder richtig frei, "denn ich habe sechs Monate vor mich hingekotzt, weil ich nicht so agieren konnte, wie ich mir das vorstelle." Was er jetzt vorhabe? Nichts Besonderes, sagte er. "Ich fahre nach Hause, und dann werde ich vielleicht den Rasen mähen, den Hund ausführen oder sonstige Befehle meiner Frau annehmen."

Ziffzer nutzte den gigantischen Medienauflauf und das Beisein vieler ihm wohlgesonnener Fans zu einer letzten ganz großen Showveranstaltung, die darin gipfelte, dass er sich einen weißblauen Fanschal um den Hals legte. Zynischer geht‘s nicht. Bei seiner Pfingst-Rede, die ihn den gut dotierten Job kostete, hatte er von Linde unter anderem beschieden, dass es nicht ausreiche, "sich im Keller zu verstecken und sich alle drei Tage mit einem Fanschal fotografieren zu lassen".

Der (vorläufige) Sieger des Machtkampfs ließ sich dagegen nur kurz blicken. Einmal am frühen Morgen - und noch einmal für den zehnminütige Trennungsakt. Als von Linde kurz nach Ziffzer die Treppe herunterkam, wirkte er angespannt und reichlich unsouverän. Mit den Worten "kein Kommentar" schüttelte er den Verfolgerschwanz ab, begleitet von einem ganzen Chor wüster Beschimpfungen - diesmal nicht von Ziffzer, sondern von einer Horde aufgebrachter Löwen-Anhänger. "Profilneurotiker" und "Zirkus-Clown" waren noch die freundlichsten Ausdrücke.

Ziffzer hatte da schon mehr Stil. Zur Anmerkung eines Beobachters, dass das aber eine kurze Begegnung gewesen sei, meinte er launig: "Wieso? Das war eines der längeren Gespräche." Trotzdem gehe er nicht im Groll. "Da ist kein Zorn, da ist kein Frust. Es ist nur das Ergebnis von eineinhalb Jahren nicht vorhandener Zusammenarbeit." Von Linde und Vize Karsten Wettberg hätten "von Anfang an den großen Max markiert", ansonsten aber keinerlei Interesse an einer produktiven Zusammenarbeit gezeigt. Es gebe alleine "100 Briefe, die nie beantwortet wurden - und 100 Themen, die nie bearbeitet wurden".

Der Präsident, schloss sich Ziffzer der Einschätzung von Ex-Vize Otto Steiner an, habe seine eigene Wahrnehmung. "Alles, was nicht in sein Weltbild passt, nimmt er nicht auf." Aber, ätzte er weiter: "Ich kann nur hoffen, dass der Präsident jetzt in der Entfaltung seiner ungeahnten Möglichkeiten endlich frei ist, denn es wird einiges auf ihn zukommen."

Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird auch ein Prozess vor dem Arbeitsgericht auf ihn zukommen. Obwohl mehrere Experten die Ansicht vertreten, dass Ziffzer mit seiner vorsätzlichen Tirade jedes Recht auf eine Abfindung verwirkt habe, wird Ziffzer eine juristische Auseinandersetzung suchen. Es gebe "96 Argumente", die gegen eine fristlose Kündigung sprächen, glaubt er. Vor Gericht würden "einige Sachen auf den Tisch kommen".

Gut möglich, dass Ziffzer dann auch behaupten wird, dass er vom Präsidium zu einem fahrlässigen Finanzkurs gedrängt wurde. Zwar gebe es "nicht ausgeschöpfte Kreditlinien" von 4 Millionen Euro, "aber wenn wir das Geld ausgegeben hätten, hätten wir die Lizenz nicht gekriegt." Aufgrund der schwierigen Gesamtsituation habe er stets zu von Linde gesagt: "Schmeißen Sie mich und Stefan Reuter raus, aber greifen sie nicht während der Fahrt ins Steuer, denn das ist tödlich."

Um 11.41 Uhr hatte Ziffzer dann endgültig fertig. Er stieg in sein Dienstauto, das ihm der Fuhrpark-Sponsor angeblich überlassen will, und sagte in die Runde: "Alles Gute!" Ob er an ein Comeback denke? "Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu spekulieren."
Uli Kellner (Münchner Merkur)

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