Daniel Bierofka war im Hinspiel der überragende Löwen-Akteur, erzielte zwei Treffer.
Auch Norman Loose (li.) und Jörn Emmerich (hi.) konnten ihn nicht bremsen.


Nach den Vorfällen seit dem Abpfiff des Heimspiels gegen Osnabrück ist das letzte Saisonspiel der Löwen am Sonntag, 18. Mai 2008, 14 Uhr, beim FC Erzgebirge Aue etwas in den Hintergrund geraten. Nicht so bei Cheftrainer Marco Kurz: „Für uns gibt es allen Grund, uns mit einer sehr guten Leistung aus der Saison zu verabschieden. Nach der schlechten Rückrunde stehen wir in der Verantwortung. Zum Abschluss wollen wir nochmals für positive Schlagzeilen sorgen."

Diese fehlten dem TSV 1860 in den vergangenen Tagen. Trotzdem hätten die „Tumulte" keine Auswirkung auf die Mannschaft, „auch wenn wir damit ständig konfrontiert werden. Aber unser Bereich ist das Sportliche", wollte Kurz keine weiteren Kommentare zur Entlassung von Geschäftsführer Dr. Stefan Ziffzer geben. Der Trainer befürchtet auch keine negativen Auswirkungen bei der Verpflichtung neuer Akteure. „Wir sind trotz der schlechten Rückrunde für viele Spieler ein attraktiver Verein. Es ist ja bekannt, dass unsere Mittel beschränkt sind. Aber wir sind guter Dinge, dass wir unsere Ideen umsetzen können."

Ins Erzgebirge reist Kurz nur mit einem 17-Mann-Kader. Den Bender-Zwillingen Lars und Sven sowie Timo Gebhart verordnete er eine Ruhepause. „Sie reisen am Sonntag zur Europameisterschafts-Qualifikation mit der U19 bis zum 27. Mai in die Slowakei", begründet er diese Maßnahme. Darüber hinaus stellte er Julian Baumgartlinger, Alexander Eberlein, Chhunly Pagenburg und Björn Ziegenbein für das oberbayerische Derby der U23 am Samstag in Ingolstadt gegen den FC (Anpfiff 14 Uhr) ab.

Apropos Ziegenbein: Er ist der erste Löwen-Akteur, der definitiv den Klub (zum SV Wehen Wiesbaden) verlassen wird. Daneben laufen die Verträge von Lukasz Szukala, Christoph Burkhard und Josh Wolff aus. Trotzdem sagt Kurz vor dem Gastspiel in Aue, zu dem rund 800 Löwen-Fans mitreisen, dass es keine Abschiedsgeschenke in Form von Einsätzen geben wird. „Wir werden schon mit einer grundlegend anderen Formation antreten", kündigt er an, „aber weil der ein oder andere eine bessere körperliche Verfassung hat, wie diejenigen, die zuletzt gespielt haben."

Im Hinblick auf die kommende Spielzeit befanden sich in dieser Woche zwei Stürmer zum Probetraining an der Grünwalder Straße. „Sie haben einen ordentlichen Eindruck gemacht", kommentierte der Trainer die Leistungen des 26-jährigen Przemyslaw Pitry von Lech Posen (Polen) und des 28-jährigen Mario Breska von MSK Zilina (Slowakei). „Die Spieler werden nächste Woche wieder dabei sein und an den Testspielen in Waldram und Landsberg teilnehmen." Danach soll eine Entscheidung über eine mögliche Verpflichtung fallen.

Genau in diesem Augenblick wurde die Pressekonferenz von Geschäftsführer Stefan Reuter unterbrochen, der mit einer Tortenschachtel in der Hand das Medienhaus betrat. Er gratulierte Marco Kurz zu dessen 39. Geburtstag, wünschte ihm alles Gute und „weiter so ein sorgenfreies Leben".

Anschließend sprach Daniel Bierofka davon, dass man in Aue befreit aufspielen könne. „Wir wollen noch ein bisschen Urlaubsgeld in Form der Prämie einfahren", so der 29-Jährige, „außerdem wäre es für den Trainer das schönste Geburtstagsgeschenk, wenn wir am Sonntag nochmals einen Dreier holen."

Anschließend nahm Reuter Stellung zur „heiklen Situation nach dem letzten Sonntag". Er sei jetzt alleiniger Geschäftsführer. „Kommissarisch hat das Präsidium für den Kaufmännischen Bereich Dr. Markus Kern eingesetzt", erklärte der 40-Jährige. Er selbst führe im Moment „wahnsinnig viele Gespräche" mit Sponsoren, Banken und den Verantwortlichen in den verschiedenen Gremien des Vereins. Die ganze Situation sei äußerst schwierig, „weil wir mitten in den Planungen für die kommende Saison stecken. Es geht jetzt darum, Kapital heranzuschaffen, das wir in die Mannschaft stecken können."

Sein Verhältnis zum entlassenen Dr. Stefan Ziffzer bezeichnet er in den über zwei Jahren der Zusammenarbeit als „eng und gut". „Wir waren in der Sache beieinander." Reuter betonte jedoch auch, dass er sich als eigenständige Person sehe. „Ich stehe bei vielen Leuten in der Verantwortung." Deswegen wäre für ihn eine Kündigung nie ein Thema gewesen. Ziffzers „Aktion vom Sonntag" war mit ihm nicht abgestimmt. „Die Art und der Zeitpunkt fand ich nicht in Ordnung", so seine klare Stellungnahme. Darüber, wie es jetzt beim TSV 1860 personell weitergeht, wollte er sich nicht äußern. „Das ist Aufgabe der Gremien. Diese werden sich auch mit der Präsidentenfrage beschäftigen."

Mit Befremden nahm Reuter die Aussage von Uli Hoeneß zur Kenntnis. Der Manager des FC Bayern hatte gegenüber den Medien geäußert, dass er eine Zusammenarbeit mit dem Präsidium des TSV 1860 für ausgeschlossen halte. „Lieber gar keinen Partner, als so einen Partner. Wenn sie so weiter machen, werden wir nicht mehr lange Partner sein." Reuter, der klarstellte, dass nicht das Präsidium sondern er als Geschäftsführer der KGaA der Ansprechpartner in Sachen Allianz Arena sei, signalisierte Hoeneß Gesprächsbereitschaft in der Stadionfrage. „Wenn der Stadionvertrag für den FC Bayern kein Tabuthema mehr ist, können wir gerne mittelfristig über eine Lösung sprechen." Er selbst würde sich in dieser Weise nicht so über einen anderen Klub äußern. „Aber vielleicht will der Uli ja nicht mehr die gute Stimmung bei Sechziger-Heimspielen in der Allianz Arena haben", kommentierte er mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Jedenfalls hat der Geschäftsführer trotz des Stress' der letzten Tage seinen Humor nicht verloren.

Mögliche Aufstellungen:

Aue: 25 Bobel - 20 F. Müller, 4 Paulus, 3 Kos, 8 Sträßer - 6 Emmerich - 17 Heller, 22 Geißler - 14 Curri -
16 Sykora, 32 Nemec.

Ersatz: 12 Süßner (Tor) - 5 Loose, 7 Kurth, 15 Kaufman, 30 Grech, 33 Pavlovic, 34 M. Müller.

Nicht dabei: 9 Klinka, 31 Petrous (beide suspendiert), 39 Orahovac (Zerrung), 1 Keller, 17 Liebers, 19 Feldhahn (alle Reha), 23 Trehkopf (Aufbautraining).

1860: 12 Tschauner - 33 Johnson, 16 Thorandt, 30 Szukala, 23 B. Schwarz - 25 Ledgerwood, 8 D. Schwarz -
11 Wolff, 10 Göktan, 7 Bierofka - 9 Di Salvo.

Ersatz: 1 Hofmann (Tor) - 4 Hoffmann, 5 Berhalter, 14 Holebas, 20 Burkhard, 24 Kucukovic.

Nicht dabei: 17 S. Bender, 18 Gebhart, 22 L. Bender (EM-Quali mit U19); 13 Pagenburg, 26 Baumgartlinger,
27 Ziegenbein, 28 Eberlein (alle U23-Kader); 19 Ghvinanidze, 21 Schroth (beide Reha nach Knie-OP).

Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück); Assistenten: Malte Dittrich (Bremen), Björn Hinrichs (Husum).

Es waere wirklich an der Zeit - ich meine, die Saison hatte SOOO gut begonnen und es sah echt danach aus, als wuerde es der Verein dieses mal schaffen, Negatives hinter sich zu lassen und im Aufstiegskamp eine ernsthafte Rolle zu spielen - aber das Ende der ersten Saisonhalbzeit und der 2. Tail der Saison musste einem dann schon zu denken geben.
Es kann nicht sein, dass es an der Mannschaft alleine liegt, einen so guten Anfang so zu vergeigen - da muss im Verein einiges im Argen liegen (was auch immer das dann sein mag) - und der Verein haette frueher auf den Trend reagieren koennen und muessen.
Auch kann man sich bei so einem Saisonbild nicht mehr auf das Glueck oder Unglueck alleine (was beim Fussbal absolut eine Rolle spielt) herausreden - da wurden von diversen Personen diverse Fehler gemacht - und der Leidtragende sind neben Teilen der Mannschaft natuerlich die Fans!
Nun gut - was soll's - in wenigen Monaten beginnt eine neue Saison und da starten alle wieder bei Null - vielleicht packen sie's ja dieses mal dann...