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ProjectSystem12 Offline

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Beiträge: 5.408

15.06.2009 08:08
"WETTEN, DASS..?" AUF MALLORCA Antworten

BHs, B-Stars, Ballermann...

Otto Waalkes poussierte mit mehreren Schönheiten, das Publikum bejubelte sich selbst, und Thomas Gottschalk verlor fast die Kontrolle: Die Sommerausgabe von "Wetten, dass..?" wirkte verzweifelt-enthemmt wie ein gemeinsamer Opel-Karstadt-Betriebsausflug. Motto: Jetzt geht's lohooos.

Gegen halb elf war das Publikum auf den Rängen nicht mehr zu halten. Unten in der Stierkampfarena von Palma de Mallorca bemühte sich Thomas Gottschalk gerade um einen letzten Small Talk mit seinen Ersatzgästen Wayne Carpendale und Hardy Krüger jr., als die Stimmung ohne sein Zutun explodierte.

Die Leute klatschten, jubelten und organisierten sich kurzerhand ihre eigene La-Ola-Welle, befeuert von Komiker Otto Waalkes, der schon den ganzen Abend in Champagnerlaune die Damen auf Gottschalks Gästesofa bezirzt hatte und auch viel lieber Krach machen wollte anstatt irgendwelchem Geplauder zuzuhören.
Na gut, also: La Ola. Und dann noch eine Runde. Und noch eine Runde.

Es war der Moment, in dem Thomas Gottschalk zum ersten Mal seit langem in seiner Show nicht so recht weiter wusste: "Was sollen denn die Nachbarn denken?", versuchte er die Leute zu beruhigen. Und: "Pssst! Die Spanier schlafen!"

Aber für ein, zwei Minuten war da einfach nichts zu machen. Das Publikum johlte wie eine Horde Erstklässler auf dem Kindergeburtstag, die vom vielen Naschen so auf Zucker sind, dass sie sich gar nicht mehr beruhigen lassen, nicht mal durch ein neutralisierendes Würstchenschnappen oder eine Schnitzeljagd ans andere Ende der Stadt. "Beinahe wäre mir die Veranstaltung entglitten", scherzte Gottschalk wenig später.

Die Stimmung daheim ist mies

Aber was hätten die eigens für die Show eingeflogenen Zuschauer auch tun sollen? Am nächsten Tag sollte es für die meisten wieder zurück in die Heimat gehen, die Heimat, in der vielleicht bald Karstädte geschlossen werden und ein Automobilkonzern Milliardensubventionen braucht, um weiter die Wagen herzustellen, die bisher schon keiner gekauft hat.

Die Stimmung daheim ist also mies. Weil die Deutschen aber nicht nur ein tief unzufriedenes, sondern zugleich auch ein ausgesprochen freundliches Volk sind, fahren sie in der Krise zum Feiern halt ins Ausland. Aus Respekt vor den Daheimgebliebenen, die nicht in ihrer Untergangsstimmung gestört werden sollen.

Thomas Gottschalk hat das natürlich durchschaut - und sich bei seinem Sommer-"Wetten, dass..?" aus Mallorca den ganzen Abend jeglichen Scherz über die aktuelle Situation verkniffen. Allein daran ist schon zu erkennen, wie ernst es um unser Land steht.

Okay, ein Aufmarsch der ganz großen Stars war's diesmal nicht. Und Modeldarstellerin Naomi Campell hat das ZDF ganz kurzfristig sogar wieder ausgeladen, weil sie nach einer Dreiviertelstunde wieder verschwinden wollte. "Da hab ich gesagt: Komm, bleib ganz zu Hause", erklärte Gottschalk unter tosendem Beifall des Publikums.

Michelles Alptraum

Dafür war "Germany's Next Topmodel" Sara Nuru zum ersten Mal in einer großen Show zu Gast und stellte sich beim Plaudern, Händeschütteln und Kandidatenbegrüßen so geschickt an, als machte sie das schon seit Jahren - während Michelle Hunziker in der Arena einen einzigen Alptraum durchlitt.

Zu Beginn der Sendung hatte sie mit Gottschalk noch gut gelaunt über ihre Sendung gesprochen, die sie fürs italienische Fernsehen moderiert, und Silvio Berlusconi "ein bisschen impulsiv, aber einen netten Typen" genannt. Als sie aber erfuhr, dass man sie als Wetteinsatz in einem kleinen Becken Synchronschwimmen lassen wollte, versteinerte Hunzikers Lächeln.

Schwimmen? Im Nassen? Mit einem Badeanzug, den sie sich nicht selbst herausgesucht hatte? Himmel, hilf!

"Das ist gemein", heulte sie und wehrte sich so sehr, dass das Publikum sich gezwungen sah, sie gleich zweimal mit sehr eindeutigen Buhrufen zurechtzuweisen. Aber auch das reichte dann gerade mal für einen kleinen Beckenhüpfer. Ein bisschen seltsam für eine Frau, die in Deutschland Dreiviertel ihrer Bekanntheit daraus bezieht, dass sie sich im Urlaub am Strand halbnackt von Paparazzi fotografieren lässt.

Die Wetten

Mit den Wetten war das diesmal so eine Sache: Ein Medizinstudent knüpfte 25 Damen mit Essstäbchen den BH auf, ein tanzender Zyprer wollte 25 Gläser auf seinem Kopf stapeln, und die tollsten Bilder lieferten zwei Turner, die von einem Trampolin aus sechs Meter durch die Luft sprangen, um einen Basketball im Korb zu versenken.

Aber es ist halt immer öfter so, dass die Erklärungen länger brauchen als die eigentliche Wette - wie bei der Chinesin, die 280 Hula-Hoop-Reifen 15 Sekunden lang um ihren Körper kreisen ließ. Und dem Radlader-Fahrer, der sein Riesenfahrzeug auf der Vorderachse ausbalancierte, um mit der hinteren eine kleine Pyro-Show zu entzünden.

Dabei war dieses "Wetten, dass..?" tatsächlich etwas Besonderes: Erstmals verzichtete der Sender darauf, eine einzige große Bühne in die Arena zu bauen und das Publikum davor zu setzen - stattdessen wurde die gesamte Fläche genutzt, es gab drei kleinere Bühnen und das Gästesofa stand direkt vor den Zuschauern.

Gottschalk, Meister der Interaktion

Das war vielleicht nicht so imposant wie in den Vorjahren, aber eine angenehme Abwechslung - genau wie die Idee, die Gläserwette im Zuschauerraum zu veranstalten. In der direkten Interaktion mit seinem Publikum ist Gottschalk immer noch der Größte. Um Platz zu schaffen, sortierte er kurz die Plätze um, verteilte verlorene Armbanduhren, sorgte sich um den Sonnenbrand mehrerer Gäste und trug einer Dame ihr Frikadellenbrötchen nach.

Dass er in seinem weißen Anzug mit dem traditionellen Sommer-Fünf-Tage-Bart und den fast lockenfreien gegelten Haaren den Rest der Sendung einen leicht irritierten Eindruck machte, weil ständig die Stichwortkärtchen verschwanden, war zumindest vor dem Fernseher ganz amüsant.

Mit einstündiger Verspätung hatten sich dann endlich auch vorne auf der Couch alle gegenseitig gesagt, wie "blendend" sie aussehen, und wahrscheinlich muss man froh sein, dass im letzten Moment nicht noch Mark Medlock mit einem neuen Sommerhit auftauchte, bevor Gottschalk sich mit seinem Anti-Krisengipfel in die Nacht verabschiedete.

Das "heute journal" zeigte im Anschluss die Bilder der Straßenunruhen in Iran, und wie Polizisten auf Demonstranten einprügelten. Da war La Ola schon wieder sehr, sehr weit weg.

Fazit: Wer's nicht gesehen hat, hat nichts versaeumt!

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